Gespielt: Verflixt, hier stimmt was nicht!

Verflixt, hier stimmt was nicht

Aktuell mache ich gerade bei einem für mich sehr interessanten offenen Online Kurs mit: Gute Apps für Kinder von MediaLiteracyLab. Dabei geht es um die Bewertungen von Kinder-Apps nach einem (zuvor erstellten) festgelegtem Kriterienkatalog. Diese Woche ist App-Bewertungsphase. Dafür habe ich mir die Buch-App „Verflixt, hier stimmt was nicht“ genauer betrachtet.

Hier im Blog möchte ich die App für’s iPad nochmal unabhängig vom erstellten Kriterienkatalog vorstellen. Aus simpler, subjektiver Familiensicht.

Was ist das für eine App?

Wir haben „Verflixt, hier stimmt was nicht!“ entdeckt, als es die iPad-App gerade kostenlos im iTunes-Store gab. Die Screenshots haben uns spontan angesprochen. Zur Zeit kostet die App 2,69€. Worum geht es? Ursprünglich ist „Verflixt, hier stimmt was nicht!“ ein  „Fehlersuch“-Bilderbuch von Barbara Scholz, welches als App umgesetzt wurde. Auch hier geht es darum, Fehler zu finden.

Professor Zweistein und sein Hund Albert machen sich auf die Suche nach dem geheimnisvollen Tohuwabohu. Da das Tier angeblich so scheu ist, dass es noch nie jemand fotografieren konnte, begeben die beiden sich mit Fotoapparat bewaffnet auf die Reise. In den Bildern der App verstecken sich je Doppelseite zehn Fehler, die das Kind finden muß.

Startet man die App, öffnet sie sich mit einem kurzen Intro über die Titelseite des Buches und bleibt bei einer Seite für die Einstellungen stehen. Hier kann man direkt starten, die Sprache auswählen (deutsch oder englisch),  Sounds auswählen. Es gibt ein Impressum und einen Link „Shop“. Dieser leitet leider direkt ins Internet auf die Herstellerseite um. Darunter dann der Button „Und so geht’s“, das Wichtigste an der ganzen Seite (ja hier kann man wirklich von Seiten sprechen). Unten findet sich noch der Hinweis auf das Buch aus dem Thienemann Verlag, das übrigens ohne Weiterleitung zur Internetseite.

Die App soll für Kinder ab 4 Jahren geeignet sein. Das stimmt inhaltlich auch. Allerdings brauchen die Kinder für die Anleitung jemanden, der ihnen diese vorliest. Die Geschichte selbst kann Kind sich auch in der App vorlesen lassen. Übrigens sehr gut gelesen, da merkt man die Verlags-Erfahrung hinter der App.

Intuitive Bedienung?

Die Erklärungsseite erschien uns allen etwas unübersichtlich und nicht so gelungen. Es gibt erstaunlicherweise auch einigen Erklärungsbedarf zur Benutzung. Wir haben nämlich (wie immer) einfach angefangen, ohne vorher die Anleitung zu lesen. Dass die Navigation nicht unbedingt intuitiv ist, hatten wir nicht erwartet. Störend zunächst: Die App bietet zwei verschiedene Sounds als Untermalung an. Leider hat man nur die Auswahl zwischen den beiden und nicht die Option, den Sound komplett abzuschalten. Außer man schaltet das iPad an sich stumm. Ist aber blöd, wenn Kind sich die Geschichte vorlesen lassen möchte.

„Verflixt, hier stimmt was nicht!“ ist eine schöne Geschichte, wunderbar illustriert, man hat einiges zum Lachen auf der Reise von Professor Zweistein und Albert. Im ersten Anlauf kamen wir jedoch nicht über die erste Doppelseite des Buches hinaus. Ja, Doppelseite. Klar, hätten wir zuerst die Anleitung gelesen, wären wir schneller klar gekommen (aber Hallo? Wer liest denn bei einer Buch-App eine Anleitung?) Wischt man nämlich intuitiv weiter, blättert man in der App nicht etwa die Seite um, sondern man bekommt die zweite Hälfte der Doppelseite zu sehen. Nun sind es die Seiten wirklich wert, genau betrachtet zu werden, aber wie blättert man denn weiter? Die Geschichte kann doch nicht zu Ende sein, bevor sie überhaupt richtig angefangen hat? Per Zufall tippt Tochter unten links auf eine kleine Wiesenecke, welche sich daraufhin ausklappt. Aber Achtung, ist man nicht schnell genug, klappt die sich auch schnell wieder zu.

Aufklappmenue

Ganz links findet man ein Porträt von Professor Zweistein. Antippen und die Geschichte wird vorgelesen oder eben nicht. Das „Nicht-Vorlesen“ gilt aber immer nur für die aktuelle Seite. Auf der nächsten Seite startet die Vorlesefunktion automatisch wieder. Dauerhaft ausschalten läßt sie sich nicht. Neben Professor Zweistein ist im Aufklappmenü ein Affe mit zwei Armen abgebildet. Ha! Klickt man auf den rechten Arm wird umgeblättert, also vorgeblättert. Ein Tipp auf den linken Arm blättert zurück.
Neben dem Affen ist ein Fotoapparat abgebildet. Was der macht? Screenshots? Nein. Tippt man ihn an, blitzen kurz kleine „Klick“-Blasen über den zu findenden Fehlern im Bild auf. Klickt man auf die Fotos neben dem Fotoapparat werden alle gefundenen Fehler gelöscht. Wer lesen kann, ist an dieser Stelle klar im Vorteil. Es wird nämlich (zum Glück) vorher nachgefragt, ob alle bereits gefundenen Fehler wieder gelöscht werden sollen. Und was macht das Kind im Kindergartenalter, das vielleicht gerade alleine am iPad sitzt (nein, keine Diskussion, ob man ein Kind in dem Alter irgendeine App das erste Mal alleine durchspielen lassen soll)?
Schließlich gibt es im Wiesen-Aufklappmenür noch die Zahnräder, von denen man erahnen kann, dass diese einen zur Einstellungsseite führen.

Inhalt und Spiel

Hat Kind verstanden, wie die Navigation in der App funktioniert und ist beim Aufklappen des Menüs auch schnell genug, die gewünschte Funktion zu erreichen, macht „Verflixt, hier stimmt was nicht!“ wirklich Spaß. Die Illustrationen von Barbara Scholz alleine sind schon einen intensiven Blick wert. Vieles gibt es hier zu entdecken, ganz im Sinne eines Wimmelbuches. Und die Fehler sind einfach nur witzig. Da hat eine Libelle einen Hubschrauber-Propeller an Stelle der Flügel, im Baum ist eine Steckdose, oder im Geier-Nest findet sich ein Schraubenschlüssel als Küken. Lacher sind hier garantiert. Bei Kind und Eltern. Einige Fehler sind sehr knifflig zu entdecken. Das erfordert Geduld. Töchterchen war es das aber wert. Die Hilfefunktion in Form des Fotoapparates ist bei ihr verpönt. Die Hilfefunktion in Form von Mama oder Papa jedoch nicht ;-)

Screenshot Verflixt, hier stimmt was nicht!

Kind kann sich die Geschichte vorlesen lassen, auch ohne die Fehler zu suchen. Oder eben selber lesen (was für Leseeinsteiger wegen der gewählten Schriftart aber etwas schweirig sein könnte).

Sonstiges

In Anlehnung an den o.g. Kurs möchte ich hier nicht vergessen zu erwähnen, dass die App vollkommen eigenständig funktioniert und außer dem Link zur Hersteller-Seite keinerlei Online-Verbindung erfordert oder herstellt. Als Buch-App ist sie auch unabhängig von Game-Center, auch Verbindungen zu sozialen Netzwerken gibt es nicht. Erfreulicherweise auch keine inApp Käufe. Keine Kostenfallen also. Daten müssen ebenfalls nirgendwo eingegeben werden, hier gibt es somit auch keine Datenschutzprobleme.

Fazit

„Verflixt, hier stimmt was nicht!“ ist eine nette, liebevoll illustrierte Geschichte. Alleine dafür lohnt sich der Kauf. Abzüge gibt es jedoch für die nicht unbedingt intuitive Bedienung. Gerade kleinere Kinder könnten es hier erstmal schwer haben, für die Einleitung sind unbedingt Helfer notwendig, die vorlesen können. Hier wäre es wünschenswert, dass auch dieser Teil vertont wäre. Auch das relativ kurze Aufklappen des Funktionsmenüs kann manche Kinder sicher frustrieren. Zu schnell klappt es sich alleine wieder zu. Warum?

An mancher Stelle sind wir auch fast verzweifelt, weil wir bei dem Versuch einen Fehler zu markieren, immer das Menü geöffnet haben, weil der Fehler direkt an der Ecke versteckt war. Es dauerte eine Weile, bis wir bemerkten, dass man das Bild nicht nur blättern, sondern auch vorsichtig verschieben kann. Gut, das hätte man direkt merken können…
Trotz dieser Anfangs-Schwierigkeiten bekommt „Verflixt, hier stimmt was nicht!“ von uns noch 4 Sterne. Denn die restliche Umsetzung macht Spaß. Nachteil an dieser Art der App ist sicherlich, dass der Spaß irgendwann nachläßt, weil Kind nach mehrfachem Spiel  die Fehler auswendig kennt. Aber immerhin sind es acht Seiten mit je zehn Fehlern. Und wie gesagt: Die sind nicht immer leicht zu finden. Im Gegenteil. Das fördert nebenbei die Konzentration. Ansonsten gefällt „Verflixt, hier stimmt was nicht!“ auch als einfaches Bilderbuch.

4 Sterne