Schlagwort: Rezension

Gelesen: Ein komischer Vogel

Cover „Ein komischer Vogel“ vor einem Bücherregal

Cover: „Ein komischer Vogel - Es ist schön, etwas anders zu sein“Was für ein bezauberndes Buch! Ich habe mich in „Ein komischer Vogel – Es ist schön etwas anders zu sein“ im wahrsten Sinne des Wortes auf den ersten Blick verliebt. Es war auf der Frankfurter Buchmesse, Töchterchen stöberte sich durch die Jugendbücher am Stand von Ueberreuter. Zu Ueberreuter gehört auch der Verlag Annette Betz, in welchem dieses Kinderbuch für 4-6jährige erschienen ist. Ins Auge fiel es mir beim Umdrehen, durch das Cover von Joëlle Tourlonias. Sie schafft es mit ihren Illustrationen immer, meine Aufmerksamkeit zu erregen. Mit ihrem so eigenen, lebendigen und kindgerechten Stil hat sie schon beim ersten Buch, welches ich von ihr las (Alma, ganz klein) mein Herz erobert. 

Vom Autor Michael Engler hatte ich noch nichts gelesen, aber ich hatte ausreichend Zeit, diese Lücke direkt zu schließen. Bücher für Kindergartenkinder haben von Natur aus weniger Text, Töchterchen war beschäftigt, ich war glücklich. Vorsichtig nahm ich das Buch von seinem Standplatz, betrachtete den kleinen roten Drachen, der da so süß auf dem Waldboden sitzt. Die Botschaft des Buches steht eindeutig im Untertitel: Anders zu sein ist nichts schlechtes, es ist sogar gut. 

Ich schlug das Buch auf und las. Frau Amsel findet in ihrem Nest ein fremdes Ei. Keiner hat gesehen, wie es dahin kam. Herr Fuchs vermutet, dass es ein Kuckucksei ist. Frau Amsel brütet es mit ihren eigenen aus, das macht man ja so, auf ein Ei mehr kommt es nicht an. Heraus kommt aber kein Kuckuck, sondern ein kleiner Drache, der Frau Amsels Herz und ihre Bedenken mit einem simplen: „Mama?“ dahinschmelzen läßt. Sie zieht ihn mit groß, obwohl er so vollkommen anders ist. Es ist ihr egal, dass er das ist. Es ist ihr Kind, sie hat das Ei ausgebrütet. Natürlich wird der Drache nicht von allen Waldtieren so bedingungslos aufgenommen, wie von Frau Amsel. Aber auch sie lernen, dass sein Anderssein Vorteile hat. Im Winter zum Beispiel, als sie alle frieren. Da sind seine Talente für alle sehr hilfreich. Der kleine Drache, der eigentlich gar nicht in den Wald „gehört“, der so anders ist, der so vieles nicht kann, dieser kleine Drache kann dafür anderes, was ihn besonders macht, was ihn stark macht. Am Ende wissen alle: Anders zu sein ist schön. Für alle. 

Michael Engler findet für diese Geschichte Worte, die jedes Kind versteht. Er packt diese so wichtige aber im Alltag dennoch keineswegs selbstverständliche Botschaft in einfache, kindgerechte Sätze und ich fragte mich, wie in so kurzen Sätzen so viel Ausdruck untergebracht werden kann. All die Liebe, die Frau Amsel für ihren kleinen Drachen empfindet, der Rückhalt, den er von ihr bekommt, das wird mit wenigen Worten direkt ins Herz der kleinen und großen Leser geschrieben. Diese so wichtige Botschaft, dass es gut ist, wenn nicht alle gleich sind, auch wenn manche noch etwas mehr anders sind als andere, diese Botschaft kommt ganz unaufdringlich, ganz nebenbei sehr deutlich an. Ohne ansatzweise zum Beispiel den Trick einer Belehrung von Frau Amsel an die anderen Waldtiere zu benötigen. Es ist einfach so, dass der Drache andere Stärken und Talente hat, als seine Vogel-Geschwister. Geliebt wird er so, wie er ist. 

Joëlle Tourlonias ganzseitige Illustrationen tragen auf bezaubernde Weise zur Wirkung von „Ein komischer Vogel“ bei. Was sich nicht alles im Gesicht  und in der Haltung dieses kleinen roten Drachen widerspiegelt! Wunderbar. 

Fazit:

Steht schon am Anfang: Ich bin verliebt in dieses Buch. Es ist auf meiner heimlichen Liste der Bücher gelandet, bei denen ich bedaure, dass meine Tochter aus dem Zielgruppenalter raus ist, weil ich es so gerne vorlesen würde. Weil es ein so schönes, liebevolles Buch ist. Und wichtig ist sein Inhalt auch noch. Sicher können sich viele Kinder mit dem kleinen Drachen identifizieren. Ja, in diesem kurzen Buch, in diesem wenigen Text wird sehr viel mehr gesagt, als die Zahl der Worte vermuten läßt. 

Cover: „Ein komischer Vogel - Es ist schön, etwas anders zu sein“Michael Engler, Joëlle Tourlonias:
Ein komischer Vogel – Es ist schön, etwas anders zu sein. 

Verlag Annette Betz
ISBN: 978-3-219-11763-9
32 Seiten, 14,95€
empfohlenes Alter: ab 4 Jahren

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Gehört: Schlaft gut, ihr fiesen Gedanken

CD Cover „Schlaft gut, ihr fiesen Gedanken“ vor Bücherregal

Immer wieder wurde mir John Greens Jugendroman „Schlaft gut, ihr fiesen Gedanken“ empfohlen. Es ziehe einen in den Bann, lautete eine der Begründungen. Immer wieder stand ich vor dem Buch und wußte: Ich habe aktuell keine Zeit es zu lesen. Schließlich löste ich das Problem durch ein Hörbuch, denn das kann ich während des Bügelns, Abwaschens etc. „lesen“ und werde so noch gut unterhalten. Über 7 Stunden lang ist die ungekürzte Fassung aus dem Silberfisch Verlag (HörbuchHamburg), gelesen von Birte Schnöink. Eindrucksvoll gelesen, möchte ich sagen. Eindringlich. 

Worum geht’s?

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Gespielt: Exit – Das geheime Labor

Spielmaterialien „Exit - das geheime Labor“

Lange hatte ich mit einem Spiel aus der Kosmos Exit-Reihe von Inka und Markus Brand geliebäugelt. Ich habe lange gezögert, vor allem, weil die Spiele nur ein einziges Mal spielbar sind. Aber letztlich war es nur eine Frage der Zeit, bis die Neugier bei mir siegt. Die nächste Überlegung war dann: Welches Level kaufe ich? Da ich mit meiner 13jährigen Tochter spielen wollte, die „Drei ???“-Fan ist, lag es nahe, sich „Das Haus der Rätsel“ im Einsteigerlevel zuzulegen. Bei näherem Durchlesen hatte ich jedoch Zweifel, ob uns das nicht zu einfach sein könnte. Wir neigen beide dazu, uns lieber etwas durchbeißen zu müssen. Also entschied ich mich schließlich für „Das geheime Labor“, welches zu den Spielen für Fortgeschrittene gehört. Genau richtig für uns Anfänger… 

Wir holten uns noch Verstärkung von Töchterchens Freundin und es konnte losgehen. Die Mädchen legten die Spielmaterialien auf den Tisch, ich suchte Zusatzmaterial in Form von Block, Stift und Schere zusammen. Getränke stellte ich lieber auch hin, man weiß ja nie, ob man aus dem Raum nochmal herausfindet. In Sachen Spieleanleitung entschieden wir uns für die dazugehörige App, die auch einen Timer dabei hat. Die Einführung ging damit sehr gut. Da wir alle erkältungsbedingt nicht 100% freie Köpfe hatten, lautete unser Beschluss vor Spielbeginn: Wir machen uns keinen Zeitdruck, sondern lösen die Rätsel in Ruhe. Schließlich ging es ja nicht wirklich um unser Entkommen aus einem Labor. 

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Gelesen: Mr Griswolds Bücherjagd

Cover „Mr Griswolds Bücherjagd“ vor Bücherregal

Cover Mr Griswolds BücherjagdAuf „Mr Griswolds Bücherjagd – Das Spiel beginnt“ von Jennifer Chambliss Bertman wurde ich durch eine Aktion von Lovelybooks und dem Verlag Mixtvision aufmerksam. Zur Veröffentlichung des Kinderbuches versteckten Blogger 35 Exemplare am Tag der Veröffentlichung in ihrer Stadt. Mit Hilfe von Hinweisen konnte man sich dann auf die Suche nach dem Buch begeben. In unserem Umkreis wurde allerdings keines versteckt, aber der Inhalt reizte mich. Sind es doch genau meine Themen. Bücher und Schatzsuche, bzw. Schnitzeljagd. 

Denn bei „Mr Griswolds Bücherjagd“ handelt es sich um ein Spiel, in welchem Bücher von Spielern versteckt werden. Sie geben Hinweise in Form von Rätseln und Codes an die Community, die anderen Bücherjäger, die sich dann auf die Jagd nach dem Buch begeben können. Durch ein Punktesystem kann man in der Community verschiedene Level erreichen.

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Gelesen: Wer der Herde folgt, sieht nur Ärsche

Cover „Wer der Herde folgt…“ vor Bücherregal

Cover Wer der Herde folgt…

Hannes Jaenicke schreibt über Helden. Beziehungsweise darüber, dass wir dringend wieder welche brauchen. Und damit meint er nicht die „Helden“ von DSDS, Supertalent oder sonstigen Fernsehshows. Sondern Helden, die ihr Ding im Kleinen tun, ohne groß drüber zu reden, ohne berühmt werden zu wollen.

Dabei greift er in „Wer der Herde folgt, sieht nur Ärsche“ aber den Herdentrieb auf, dass man heutzutage nur noch dem Mainstream hinterher läuft. Sich bestenfalls durch große Stars inspirieren lässt. Schlimmstenfalls von Georgia-Virginia als neuestes deutsches Topmodel. Sich wirklich selbst engagieren? Ach, guck, der Thomas Schneidereit, der diesjährige The Voice Gewinner hat ein SOS-Kinderdorf besucht, wie nett.

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Gelesen: Wächter der Meere, Hüter des Lichts

Cover Wächter der Meere vor Bücherregal

Nachdem wir mit Miranda Lux so viel Vergnügen beim Vorlesen hatten, lag es nahe, auch den neuen Jugendroman von Oliver Schlick zu kaufen. „Wächter der Meere, Hüter des Lichts“ übte aber auch aus anderen Gründen einen gewissen Reiz aus, zumindest auf mich. Leuchttürme, das riecht immer ein wenig nach Meer. Auf der Frankfurter Buchmesse nahmen wir das Buch in die Hand, der Cover des Schutzumschlags mit dem leuchtenden Leuchtturm, der Farbgestaltung in überwiegend blau und gelb wirkt. Auch dadurch, dass der Umschlag nicht glänzend und glatt ist, sondern eine leichte Struktur hat. Die Haptik ist eher weich und nicht so kalt, wie es die typischen Umschlage sind. Rutscht auch weniger aus der Hand. Soviel zu den äußeren Reizen eines Romans, den man als reine Geschichte lesen kann, der aber auch noch eine andere Ebene hat, eine – sagen wir mal – philosophisch-psychologische, derer man sich gerne mal bewußt werden darf. Ach ja, ein wenig Detektiv spielen kann der Leser nebenbei auch noch, wenn er mag.

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Gelesen: Was wir dachten, was wir taten

Cover was wir dachten… vor Bücherregal

Cover. Was wir dachten, was wir tatenSehr bedächtig, beeindruckt und nachdenklich legte ich den Debütroman der beim Schreiben erst 18jährigen Lea-Lina-Oppermann aus der Hand. Ich hatte „Was wir dachten, was wir taten“ für Töchterchen zum Nikolaus gekauft. Auf Empfehlung unserer Buchhändlerin, die die Autorin auch schon für eine Lesung zu Gast hatte. „Ja, es ist ab 14, aber bei dem, was sie sonst liest – das paßt!“ Mit 180 Seiten hat das kleine Buch ein angenehmes Format für den Stiefel, so dass ich es dann auch auswählte, aus all den anderen Wünschen. Die Art, wie die Buchhändlerin mir das Buch beschrieb, hatte mich so neugierig gemacht, dass ich es zu Hause direkt aufschlug. Und las. Und las. Wow. Wie stark geschrieben! Dann mußte ich das Lesen jedoch abbrechen, weil ich das Buch gesichert vor Töchterchens Augen verstecken mußte. Doch jetzt konnte ich „Was wir dachten, was wir taten“ zu Ende lesen. Da Töchterchen noch ein anderes Buch am Wickel hat, folgt hier nur meine Erwachsenen-Meinung dazu (Update s. unten).

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Gedanken: Kinder- und Jugend-Buchbewertungen

gestapelte Bücher

Sie geistert schon eine ganze Weile in meinem Kopf herum: Die Frage nach dem Wert von Buchbewertungen zu Kinder- und Jugendbüchern. Buchbewertungen wie sie zum Beispiel bei Amazon zu Hauf abgegeben werden. In denen Eltern oder auch Großeltern, Tanten, Onkel etc. über die Bücher schreiben, die die Kinder gelesen haben, bzw. sogar erst lesen sollen. Oder die ihnen vorgelesen wurden. Wie oft liest man da: „Mir gefiel das Buch sehr gut (…), mein Enkel wird sich sicher darüber freuen.“ Ja, nun. Erwachsenensicht. Immer wieder, überall vor allem bei den Kinderbüchern. Erstaunlich selten im Verhältnis steht dann auch mal eine Bewertung da, in der die Reaktion der Zielgruppe, nämlich der Kinder und auch Jugendlichen erwähnt wird.

Wir schreiben hier auch über Kinder- und Jugendbücher. Aber immer nur über die, die wir unserer Tochter vorgelesen haben. Immer nur unter Berücksichtigung dessen, was sie dazu gesagt hat, wie sie reagiert hat. Es kam auch schon vor, dass ein Beitrag zu einem Buch nicht geschrieben wurde, weil ich nicht wußte, wie ich über das Buch schreiben soll, weil Töchterchens Meinung nicht so richtig greifbar war.

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