Weihnachten naht. Damit auch die Zeit der Adventskalender. Bei uns hat es inzwischen Tradition, dass es am 1. Dezember ein Buch gibt. Ein Adventskalenderbuch mit 24 Geschichten oder Kapiteln. Jeden Morgen vor dem Aufstehen lese ich vor. Auch dieses Jahr wird es wieder so sein. Bedingung ist, spätestens seitdem Töchterchen selber lesen kann: Die Seiten müssen zunächst verschlossen sein, damit nicht vorab gelesen werden kann. Ist beim ‘normalen’ Adventskalender ja auch nicht anders.
Diese Advents(kalender)-Bücher gibt es schon lange, mittlerweile für jede Altersstufe. Ich habe beim Ausmisten im Haus meiner Eltern sogar noch einen Kalender des gleichen Prinzips gefunden. Mit kurzen Geschichten und Illustrationen zu jedem Tag. Der dürfte damit an die 40 Jahre alt sein.
Angefangen haben wir für Töchterchen mit kurzen, einzelnen Geschichten. Damals mußten wir beim Öffnen der perforierten Doppel-Seiten noch mithelfen, damit sie es halbwegs unbeschädigt überstanden. Für kleine Kinder sind tägliche kurze Geschichten und Gedichte schön zu hören, eine ruhige Einstimmung auf den Tag. Das große Adventskalenderhaus hat(te) dann zu jedem Tag außer Geschichten und Gedichten auch noch ein Rezept, eine Bastelanleitung oder ähnliches dabei. So werden auch noch viele Ideen geliefert, die so schnell dunkel werdenden Tage mit häufig schlechtem Wetter drinnen gemeinsam zu verbringen. Klischee Besinnlichkeit fällt mir dabei ein. Wo gibt es die schon noch in der Realität über den ganzen Adventszeitraum?
Ab dem nächsten Jahr fingen wir mit durchgehenden Geschichten an. Über mehrere Jahre begleiteten uns die Adventskalender des Kaufmann Verlags. Diese haben als Zugabe zur Geschichte stets zum Beispiel noch ein Bastelbild zum Ausschneiden und Kleben oder Fensterfolien dabei. Es gibt sie für unterschiedliche Altersstufen bis hin zum Adventskrimi. So findet sich auch thematisch in der Auswahl bestimmt für jedes Kind etwas. Noch heute strahlen die Augen, wenn die (nicht mehr so) Lütte Das Weihnachtshaus sieht.
Mir fällt die Wahl jedes Jahr wieder schwer, so viele unterschiedliche Bücher sind mittlerweile auf dem Markt. Eine schöne Geschichte für Kinder von (laut Arena-Verlag) 5-7 Jahren ist zum Beispiel Merope das Sternenkind von Isabel Abedi mit Illustrationen von Petra Probst. Das kleine Sternenkind Merope hat Töchterchen immer wieder zum Schmunzeln gebracht mit ihren Abenteuern, die sie auf der Suche nach den Sternen, die ihr beim Ausschütteln von ihrer Sternendecke gefallen sind, erlebt. Diese Suche nimmt den kleinen Zuhörer (oder Selberleser) mit auf die Reise durch liebevolle, manchmal auch besinnliche und nachdenklich stimmende Geschichten, die einfach schön erzählt sind. Die wunderbaren, bunten und fröhlichen Illustrationen laden geradezu dazu ein, sich mit Kind im Arm gemütlich zum Lesen einzukuscheln.
Lancelot – eine Maus spielt Weihnachtsengel gab es dann im folgenden Jahr. Das Vokabular der Geschichte ist teilweise schon etwas anspruchsvoller als das angegebene Alter ab 7 Jahren vermuten ließe, zumal es in England spielt, was das selber Lesen noch komplizierter macht. Bei uns ist es ja ohnehin zum Vorlesen eingezogen. Lancelot ist sehr sozial und fürsorglich und dabei erlebt zusammen mit dem Mädchen Lucy (in deren Haus er wohnt) so einiges. Eva Hierteis hat hier eine humor- und liebevolle Geschichte geschrieben, die durch die Illustrationen von Nina Dulleck auch noch immer wieder etwas zu entdecken bietet. Töchterchen mochte Lancelot sehr und freute sich, dass sie in der Schule auch Teile von ersten Band zu hören bekam. Leider scheint Lancelot nur noch gebraucht erhältlich zu sein.
Herzlich gelacht haben wir über Milli Lametta, eine schusselige kleine Weihnachtsfee, dank der Amelie – nun sagen wir mal so – die befürchtete langweilige Weihnachstzeit erspart wird. Wunderbare kurzweilige Geschichten über ein Weihnachten, welches dank des unerwarteten kleine Besuchers so ganz anders verläuft als erwartet. Da Milli Lametta – lauter Herzenswünsche von Julia Winterstern offiziell für Kinder ab 8 Jahren gedacht ist, gehen die einzelnen Tageskapitel über 3-4 Seiten, man braucht also schon etwas Zeit, was man bedenken sollte wenn sie morgens vorgelesen werden. Oder auch mit dem Kind gemeinsam, abwechselnd, wie auch immer. Zwischen den geschlossenen Doppelseiten eines Tages sind dann die schwarz-weiß Illustrationen von Axel Nicolai bestens aufgehoben, da kann Kind schon im Voraus rätseln, worum es wohl gehen mag. Dieses Jahr auf der Buchmesse entdeckten wir am Arena-Stand einen zweiten Band von Milli Lametta. Wären wir nicht ein wenig aus dem Feen-Alter raus, wer weiß… Viel zu lachen hätten wir sicher auch dieses Jahr mit der schusseligen Fee gehabt.
Im vorletzten Jahr wechselten wir dann zu den Krimi- bzw. Detektivgeschichten. Mich verließ ehrlich gesagt dabei der Zauber, der in den Jahren zuvor von dieser ‘Tradition’ ausging ein wenig. Klar geht es bei Die geheimnisvollen Weihnachtspäckchen von Wolfram Hänel auch um Weihnachten. Töchterchen hatte auch ihr Vergnügen mit der Geschichte rund um merkwürdige Nikolause und Weihnachtspäckchen. Miträtseln macht ja auch Spaß. Insgesamt erschien mir die Geschichte jedoch von den bisher gelesenen am schnellsten dahingeschrieben. Dennoch gab es auch im letzten Jahr einen Weihnachtskrimi, dass es sich auch um denselben Autor handelte, merkte ich erst später. Ein Weihnachtsmann zu viel folgt natürlich dem gleichen Prinzip, dennoch gefiel es mir etwas besser, als die Vorjahreswahl. Inzwischen ist es nicht mehr erhältlich. Randbemerkung: Das Taschenbuch ist mit roter Schrift gedruckt. Schwierig im morgendlichen Halbdunkel zu lesen, wenn man nicht mehr ganz junge Augen hat.
Was es dieses Jahr gibt? Nun, das kann ich hier aus nachvollziehbaren Gründen noch nicht aufschreiben. Schließlich verbirgt es sich im ersten Türchen von Töchterchens Adventskalender. Es ist jedoch etwas anderes, als die meisten Jahre zuvor. Zu meiner persönlichen Freude bleibt es beim Vorlesen, womit die Adventsvariante der geliebtem Lotta-Leben Reihe von Alice Pantermüller und Daniela Kohl von vornherein ausgeschlossen wurde. Sehr interessant fand Töchterchen, die sich gerade stark in Richtung Fantasy-Romane entwickelt, das Adventskalenderbuch der Warriorcats. Das Fass dieser schier unendlichen Roman-Reihe wollte ich jedoch nicht öffnen. So stöberte ich lange, um ein Buch mit verschlossenen Seiten zu finden, welches sich gut vorlesen läßt und auch für fast 12jährige noch interessant ist.
Manchmal findet sich im Adventskalender dann auch noch ein kleines Büchlein zum Selberlesen, wie zum Beispiel Mein Lotta-Leben – Lotta feiert Weihnachten. Nachdem das Schreiben dieses Beitrags ein Leuchten der freudigen Erinnerung in den Augen neben mir hervorrief: Mal sehen, vielleicht schaffen wir es ja auch dieses Jahr wieder, eines der alten Bücher am Abend zu lesen. Früher haben wir das gerne gemacht, dann kam die Zeit des Selberlesens…