Gelesen: Milly Perle und das Geheimnis von Sizilien

Milly Perle Cover(Zu diesem Buch gibt es mal Anmerkungen von uns beiden. Anja fängt an, Olaf ergänzt.)

Ein Buch, das Feen und Wissen über Sizilien zusammenbringt? Na, wenn das mal nichts für Töchterchen ist, dachte ich, als ich „Milly Perle und das Geheimnis von Sizilien“ von Bettina Busch bei Amazon entdeckte. Der Blick ins Buch war auch ganz okay.

Die Idee des Buches ist durchaus interessant. Familie Perle reist nach Sizilien, und Tochter Milly wird quasi von einer Welle auf die Feen-Blumeninsel Silania entführt. Das Buch soll Wissen über Sizilien vermitteln und Rätsel und Mitmachaufgaben enthalten. Letzteres stimmt, soviel kann ich hier schon mal sagen. Alles andere – nun ja.

Frau Wirbelwind fand die Geschichte beim ersten Lesen ganz okay, beim zweiten Mal ließ ihre Begeisterung deutlich nach. Und für mich war das Buch der Reinfall des Jahres. Die Idee überzeugt mich immer noch, die Umsetzung allerdings überhaupt gar nicht. Je weiter ich vorlas, um so mehr dachte ich: „Was für eine vertane Chance.“

Was gefällt mir an Milly Perle und das Gemeimnis von Sizilien? Wenig, um es kurz zu sagen. Die Idee, die Rätsel und Mitmach-Aufgaben. Die Illustrationen von Kathi Andree sind okay, auch wenn ich selber kein großer Fan der Computer-Großflächen-Colorierung bin.

Was gefällt mir nicht? Alles andere. Die Geschichte fängt am Flughafen Berlin-Tegel vor Reisebeginn an. Recht vielversprechend,  auch ziemlich detailreich, das wird später noch wichtig.  Und dann kommt die Familie auf Sizilien an. Auch hier erfährt man tatächlich noch ein wenig über die Insel. Schließlich landen die Urlauber in Catania, nahe dem Ätna und ihr Hotel ist auf der anderen Seite der Insel.

Dann wird Milly am Strand von der Welle umspült, die sie nach Silania bringt. Ab diesem Moment wird etwas deutlich: Milly ist alles andere als ein sympathisches Mädchen. Eigentlich ist sie nur unfreundlich, unzufrieden und am Motzen. Keine Begeisterung, dass sie auf einer Feen-Insel gelandet ist, kein Interesse daran, den Feen bei ihren guten Taten zu helfen. Genau wie Oliver, den Milly schon am Flughafen trifft. Der allerdings eigentlich vollkommen überflüssig für die Handlung ist.

Insgesamt ist die Geschichte total holperig. Unfreundliche Kinder, angefangene Geschichten, die allesamt plötzlich abgebrochen werden und im Nichts enden. Kein Erzählstrang wird richtig zu Ende geführt. Milly reist mit der Blumenfee Aurora durch Italien, um bedürftigen Kindern zu helfen. Dabei erlebt sie allerdings immer nur unheimliche Dinge. Gleich beim ersten Anlauf wird sie in einem Keller eingesperrt. So am Rande kann sie am Ende noch kurz die Geschenke überbringen. Total halbgar. Plötzlich ist sie dann schon wieder bei ihren Eltern. Da beginnt ein weiterer Handlungsstrang, der dann für Millys nächsten Besuch bei Aurora abgebrochen wird.

Die Welle bringt sie zurück. Der Text, wie Milly zu den Feen kommt, wird bei jedem Mal per Copy and Paste eingefügt, nur minimale Änderungen werden angepaßt. Das hat auch mit „Kinder lieben Wiederholungen“ nichts zu tun. Das ist einfach nur einfallslos.

Das Schema wiederholt sich, der Frust nimmt zu. Auch die wenigen Informationen über Sizilien werden kurz angedacht, aber letztlich sind auch die nicht wirklich gut eingebaut.

Das Buch selbst hat übrigens A4 Format, einen Pappeinband und kostet 13,90 €. Ich vermute mal, dass es im hnb-Verlag als Self-Publishing veröffentlicht wurde. Die großen Seiten sind eine Textwüste. Hin und wieder mal ein deutlicher Absatz hätte der Lesefreundlichkeit nicht geschadet.

Fazit: Eine tolle Idee, die man zur Serie ausbauen könnte. Aber mit der Idee ist es dann auch schon vorbei. Die Kinder sind allesamt egozentrisch und ungenießbar, Millys Erlebnisse mit den Feen sind in erster Linie unschön bis unheimlich, der soziale Grundgedanke wird komplett ad absurdum geführt.  Kein angefangener Ausflug mit der Familie wird beendet, alles wirkt angedeutet, aber keineswegs durchdacht und schon gar nicht zu Ende gebracht. Schade um die tolle Idee.

[Anmerkungen von Olaf]
Ich fande den Anfang recht gut. Das klang erst einmal nach einer spannenden Geschichte. Ich durfte das „Buch“ als erster vorlesen. Frau Wirbelwind war auch ganz Ohr. Wollte aber die Fragen etc. erst einmal nicht, bzw. nicht vollständig beantworten. Mein Eindruck war, sie wollte wissen, wie es weiter geht.

Die erste Reise zur Feen-Insel war noch okay. Als ich merkte, dass bei der zweiten Reise nur Copy-und-Paste verwendet wurde, war ich dezent enttäuscht. Bei der dritten Reise habe ich es sogar richtig gelangweilt vorgelesen. Entschuldigung. Da kann man sich doch mal was Neues ausdenken. Aber Wort für Wort? Geht nicht.

Ja, Milly ist eine Zicke, sie will eigentlich gar nicht helfen und weil sie dann doch hilft kommt sie immer wieder in schreckliche Situationen. Was bitte, soll das Kindern vermitteln? Helfe jemanden und du hast nur negative Erfahrungen dadurch? Das Helfen eine positive Sache ist, wird in diesem Buch nicht vermittelt. Eher im Gegenteil.

Empfehlen kann man dieses Werk (ja, und Werk soll durchaus negativ behaftet sein) wirklich nicht.

zwei Sterne

 

 

Die Sterne sind in erster Linie der Idee, den Rätseln und dem kindlichen Eindruck zu verdanken, denn für das Fräulein Tochter können Bücher über Feen und die Heimatinsel ihrer geliebten Etta Scollo gar nicht schlecht sein. Egal, was sie sonst so meint, irgendwie gefällt es ihr. „Aber nicht so gut, wie meine anderen Bücher!“ schiebt sie dann noch nach.

Milly Perle CoverBettina Busch & Kathi Andree
Milly Perle und das Geheimnis von Sizilien

hnb-Verlag
48 Seiten
13,90 €