Brummbärgeschichten: Ich darf mit ins Bett

Ich glaube, Mohrle war schon länger bei meinem großen Mädchen, als ich. Das ist aber nicht wichtig. Wichtig ist, dass wir beide immer da waren, wenn sie uns brauchte. Denn das ist das wichtigste im Leben eines Kuscheltieres. Bei seinem Kind zu sein, sich mit ihm zu freuen und es zu trösten, wenn mal traurig ist. Für beides sorgen Mohrle und ich jetzt wieder. Dabei waren wir jahrelang schon im Kuscheltier-Ruhestand. Immer noch geliebt, aber lange nicht mehr so gebraucht. Wißt Ihr was: Das war irgendwie blöd. Ich bin jetzt zwar alt, aber wieder richtig glücklich. Wieder schläft ein Kind in meinem Arm ein. Das ist das schönste Geschenk für uns Kuscheltiere: das Vertrauen der Kinder.

Aber ich wollte ja erzählen, wie ich zu meinem großen Mädchen kam. Auch wenn die Eltern Bedenken hatten, weil ich viel zu groß für ihre Tochter war, durfte ich bleiben. Gleich am ersten Abendwurde mir die größte Ehre zuteil, die ein Kind einem Kuscheltier geben kann: Ich durfte mit in ihr Bett. Ihr glaubt gar nicht, wie ich mich darüber gefreut habe. Obwohl ich so groß war, durfte ich an der Seite meines Mädchens schlafen!

20140218-100535.jpgIhre Eltern hatten Angst, ich könnte zuviel Platz verbrauchen und für die Kleine bliebe nicht genug Raum im Bett. Womöglich fällt sie noch raus! Aber sie blieb dabei: Ich sollte bei ihr sein, auch in der Nacht. Ich bekam sogar meine eigene Decke. Ehrlich gesagt, hätte ich es ja viel schöner gefunden, wenn ich mit bei meinem Mädchen unter der Decke hätte schlafen dürfen. Aber da waren ihre Eltern dagegen. Mein Mädchen war damals viel krank und sie hatten einfach Sorge, dass mein Mädchen im Schlaf mir die Decke überlassen könnte. Dass sie selbst dann ohne Decke schlafen würde. Das sah ich ein.

Ich habe mit meinem großen Mädchen viel erlebt. Auch wenn ich auf Flugreisen immer zu Hause bleiben mußte. Die Erwachsenen meinten, für mich müßten sie ja einen extra Sitz buchen. Das ist übrigens bis heute so: Sobald mit etwas anderem als mit dem Auto verreist wird, muß ich zurückbleiben. Ja, auch mein großes Mädchen kommt heutzutage mit der Begründung, dass man für mich einen extra Platz buchen müßte. Da bin ich dann immer traurig, muß aber einsehen, dass sie ja Recht hat. Blöd nur, dass fast alle anderen geliebten Kuscheltiere (das sind hier viele) mitdürfen. Das ist für mich dann ziemlich langweilig, wenn keiner mehr da ist. Kein Mensch, kein Kuscheltierfreund. Zum Glück bin ich aber tatsächlich nie ganz alleine. Es gibt noch andere Kuscheltiere im Haus, die wohnen auf dem Schrank im Kinderzimmer. Ich bin zwar traurig, wenn ich nicht mit verreisen darf, aber so eine sturmfreie Bude ist ja auch mal ganz nett.