Dieser Beitrag zum Buch weicht von der Art her vielleicht etwas von den üblichen Lesermeinungen ab. Denn ich habe „Dachdecker wollte ich eh nicht werden – das Leben aus der Rollstuhlperspektive“ nicht alleine, sondern mit meiner neunjährigen Tochter gelesen.
Raúl Aguayo-Krauthausen ist zumindest in der (häufig so genannten) Netzgemeinde kein Unbekannter mehr. Seine diversen Projekte wie Sozialhelden e.V., Leidmedien.de oder Wheelmap.org, um nur drei zu nennen, erfreuen sich zum Glück einer immer größeren Bekanntheit, auch außerhalb des Internets. Immer mehr gelingt es ihm, uns Durchschnittsmenschen die Augen für die Belange „behinderter Menschen“ (sind sie jetzt behindert, oder werden sie behindert?) zu öffnen. Ob das nun seine herausragende Eigenschaft ist? Nun ja, was ihn ausmacht, wodurch er zumindest meine Aufmerksamkeit erregte, ist letztlich nichts von dem. Ich folge Menschen zum Beispiel auf Twitter nicht nur, weil sie diese oder jene Bekanntheit haben, sich für dieses oder jenes gerade populäre Thema engagieren. Wie genau Raúl Krauthausen in mein Blickfeld geriet, vermag ich nicht zu sagen. Warum er da blieb, schon: Wegen seiner Persönlichkeit, seiner Art, seinem Wortwitz.
So bekam ich auch von seinem Buch direkt etwas mit und es stand fest: Das werde ich mir kaufen. Ja, natürlich, auch wegen des Themas, weil ich mehr wissen wollte. Kaum lag „Dachdecker wollte ich eh nicht werden – Das Leben aus der Rollstuhlperspektive“ bei mir auf dem Tisch, kam Töchterchen angeschossen. „Mama, liest Du mir das vor?“ Auch sie hatte irgendwann etwas von Raúl mitbekommen, ihn dann im KiKa gesehen und sah eine Gelegenheit mehr zu erfahren. Sie ist auch in einem Alter, in welchem die soziale Gerechtigkeit noch ganz anders ausgeprägt ist, eben noch gerecht, ganz vorurteilsfrei. Mensch ist Mensch, egal wo er herkommt, welche Hautfarbe er hat, ob behindert, groß, klein oder was auch immer. Die einen mag man, die anderen nicht. So einfach ist das.
Ich war zunächst skeptisch. Sollte ich ihr das Buch wirklich vorlesen? Nicht wegen des Inhalts, ich fragte mich mehr nach der Verständlichkeit. Denn Raúl Krauthausen hat einen nicht zu verachtenden Wortschatz und oftmals auch eine feine Ironie. Noch dazu erwartete ich einiges an Fachausdrücken, die ich meinem computerabweisenden Kind irgendwie erläutern müßte. Dennoch wußte ich, dass das Thema sie brennend interessiert, ich stellte mich auch auf einige Diskussionen ein. Also wurde „Dachdecker wollte ich eh nicht werden“ unser nächstes Vorlesebuch.
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