Spielmaterialien „Exit - das geheime Labor“

Gespielt: Exit – Das geheime Labor

Lange hatte ich mit einem Spiel aus der Kosmos Exit-Reihe von Inka und Markus Brand geliebäugelt. Ich habe lange gezögert, vor allem, weil die Spiele nur ein einziges Mal spielbar sind. Aber letztlich war es nur eine Frage der Zeit, bis die Neugier bei mir siegt. Die nächste Überlegung war dann: Welches Level kaufe ich? Da ich mit meiner 13jährigen Tochter spielen wollte, die „Drei ???“-Fan ist, lag es nahe, sich „Das Haus der Rätsel“ im Einsteigerlevel zuzulegen. Bei näherem Durchlesen hatte ich jedoch Zweifel, ob uns das nicht zu einfach sein könnte. Wir neigen beide dazu, uns lieber etwas durchbeißen zu müssen. Also entschied ich mich schließlich für „Das geheime Labor“, welches zu den Spielen für Fortgeschrittene gehört. Genau richtig für uns Anfänger… 

Wir holten uns noch Verstärkung von Töchterchens Freundin und es konnte losgehen. Die Mädchen legten die Spielmaterialien auf den Tisch, ich suchte Zusatzmaterial in Form von Block, Stift und Schere zusammen. Getränke stellte ich lieber auch hin, man weiß ja nie, ob man aus dem Raum nochmal herausfindet. In Sachen Spieleanleitung entschieden wir uns für die dazugehörige App, die auch einen Timer dabei hat. Die Einführung ging damit sehr gut. Da wir alle erkältungsbedingt nicht 100% freie Köpfe hatten, lautete unser Beschluss vor Spielbeginn: Wir machen uns keinen Zeitdruck, sondern lösen die Rätsel in Ruhe. Schließlich ging es ja nicht wirklich um unser Entkommen aus einem Labor. 

Exit- Das geheime Labor. Verpackung, Spielanleitung und Karten in der Box.

Der Einstieg

Wir starteten den Timer und fingen an. Vor uns lagen Rätsel-, Lösungs- und Hinweiskarten. Desweiteren die Decodier-Scheibe und ein Heft, welches uns den Einstieg zeigen sollte. Die „seltsamen Teile“ hatten wir der Anweisung folgend zunächst zur Seite gelegt. Der Timer liefert auch einen Soundtrack mit, den wir sehr schnell stumm schalteten. Nein, der ist nicht schlecht, aber uns irritierte er, lenkte ab und: „Niemals würde uns sowas vorgespielt werden, wenn wir in einem Labor eingesperrt wären. Da zischen und blubbern vielleicht Chemikalien oder quietschen arme Versuchs-Tiere, aber das?“. Wir schlugen das Heft auf und betraten das Labor, aus welchem wir entkommen mussten. Wir wußten: Hier verstecken sie die Codes. Hierher müssen wir immer wieder zurück. Und vor allem müssen wir am Ende hier raus!Exit - Das geheime Labor. Heftinnenseite mit Abbildung des Labors.

Im Vorfeld kam noch Gejammer, dass es ja gar keinen Hinweis gibt, wie wir denn anfangen können. Geburtstagsfeier-Escape-Room-Erfahrungen bei den Mädchen ließen sie sowas automatisch erwarten. Doch der Einstieg fand sich durch die vorherige App-Spieleinleitung so schnell, dass schon wieder leicht gemeckert wurde. Außerdem befindet sich im Heft auf der ersten Seite ein Brief von Walter, der schon vor uns versucht hat, aus dem Labor zu entkommen. Wir lasen ihn und schnappten uns die erste Rätselkarte. Ein Rätsel, eher zum Warmwerden, zum Orientieren im Spiel und seinen Abläufen. Alles halb so schlimm mit dem Verstehen. 

Der Spielverlauf

Ab hier werde ich vage. Denn alles andere wäre gespoilert. Die Rätsel im Labor drehen sich natürlich um Chemie, theoretisch. Praktisch ist Chemie aber nur das Transportmittel für die Rätsel, die es zu lösen gilt. An einer Stelle war es zwar hilfreich, dass die Freundin gerade etwas zur Rätselkarte im Chemieunterricht hatte, das aber nur wegen des „gerade erst gesehen“ und dadurch minimal schneller orientieren können. Die Rätsel selbst sind echte Knobelaufgaben, eher seltener miteinander verknüpft, so dass sie doch ziemlich linear eins nach dem anderen gelöst werden müssen. Was sich manchmal als etwas doof rausstellte. Denn wir waren zu dritt, die Rätselkarten, Hinweise und das Heft sind aber eher klein. Es kam durchaus mal vor, dass einer kurze Pausen einlegte, weil wir uns nicht zu dritt um eine kleine Abbildung reißen wollten. Mit mehr als den auf der Verpackung angegebenen vier Spielern macht es also kaum Sinn, die Exit-Spiele zu spielen. Dennoch macht es mit mehreren sicher auch mehr Spaß, als alleine oder zu zweit. Denn je mehr Spieler, um so mehr Ideen zur Lösung der Codes kommen auf. Manchmal auch mehr falsche Ansätze. 

Wir knobelten, diskutierten, kritzelten, notierten, strichen durch, schnitten aus, lachten, schlugen uns vor den Kopf, verwarfen Ideen, dachten neu, verhedderten uns, freuten uns über Lichtblicke, drehten die Decodier-Scheibe, suchten die nächste Karte…

Bei manchen Aufgaben dachten wir: Nein, das kann es nicht sein, das ist zu offensichtlich. Aber es war dann doch so offensichtlich und eher simpel. An anderen bissen wir uns regelrecht fest, drehten uns im Kreis, bis wir uns nochmal neu sortierten. Wir merkten überhaupt nicht, wie die Zeit verging, obwohl wir uns ja bewußt nicht unter Druck setzen wollten. Als wir auf die 60 Minuten zusteuerten, machten wir den Soundtrack nochmal laut. Der lief aber ziemlich gleichmäßig weiter. Was jetzt allerdings passierte war, dass durch einen Blick auf die Zeit und die Geräuschkulisse plötzlich doch Hektik aufkam. Ausgerechnet dann stießen wir auf eine Aufgabe, an der wir nicht weiterkamen. 

Im Spielverlauf waren wir so gefangen, dass wir zunächst nicht mal auf die Idee kamen, die Hilfekarten zu benutzen, das hätte unserem Ehrgeiz nicht gepaßt und uns vermutlich auch einen Teil vom Spaß genommen. Wir funktionierten gut als Team, mussten am Ende nur eine Hilfekarte wirklich nutzen. Wobei wir direkt zur zweiten griffen, weil die ersten letztlich – naja – da muss man schon sehr auf dem Schlauch stehen und falsche Dinge kombinieren, damit die etwas Neues verraten. 

Am Ende kamen wir mit knapp 78 Minuten Spielzeit raus. Wir fragten uns unwillkürlich, ob und wenn ja wie viel schneller wir hätten sein können, wenn wir weniger gelassen rangegangen wären. Alleine das Raussuchen der richtigen Rätsel- und Lösungskarten kostet ja schon Zeit. 

Fazit

„Exit – das geheime Labor“ ist vom Spaßfaktor her große Klasse. Für uns war das Level „Fortgeschritten“ genau richtig gewählt, die Mischung der Rätsel war ideal. Interessant ist es, wie grundsätzlich verschiedene Rätsel- und Knobelaufgaben sich Inka und Markus Brand ausdenken und sie zu einem Gesamtpaket zusammenschnüren. Wir endeten mit der Frage, wo wir am Sonntag spontan ein weiteres Spiel herbekommen. Aber nein, das wäre uns dann doch zu viel gewesen. Dennoch ist wohl klar: Es wird nicht das letzte Spiel der Reihe sein, welches wir gespielt haben. Zum Glück gibt es noch diverse andere und der Hype ist derzeit so groß, dass die Autoren sicher noch weitere entwickeln werden (hoffe ich). Ich bin gespannt, wie unterschiedlich die einzelnen Spiele sind. 
Ich selbst konnte mich zu Hause nicht so richtig in die Atmosphäre eines Labors versetzen, da muss ich noch etwas an mir arbeiten. Oder den Spielraum irgendwie abgrenzen, dass man sich „ein-gefangener“ fühlt. 

Der Preis von ca. 10 Euro geht trotz des Einmal-Spielens absolut in Ordnung. Geht man in einen Escape Room (s. Ausflugstipp), zahlt man für drei Spieler nahezu das 10fache. Klar, man bekommt einiges mehr an Atmosphäre und ist nicht zu Hause und überhaupt, aber die preisliche Dimension ist schon eine andere. Die Exit-Rätsel selbst sind den Preis allemal wert. Das Spiel hat uns einen tollen gemeinsamen Sonntag-Nachmittag beschwert, während draußen der Frühling im eisigen Wind verwehte. 

Nicht so schön:

Ein ganz großer Kritikpunkt ist dann doch der Einmal-Spiel-Faktor. Nicht wegen des nur einmal Spielens für die einzelnen Mitspieler. Das steht gut lesbar auf der Verpackung und ist auch logisch. Kaum jemand ist so vergesslich, dass er sich nicht spätestens beim Spielen wieder an die Lösungswege erinnern kann. Das wäre nur bedingt spaßig, auch wenn die Mitspieler vielleicht wechseln. Sondern, weil Teile beschrieben und zerschnitten werden müssen und man danach das Spiel tatsächlich nicht mehr weitergeben kann, weil es unbrauchbar ist. Ja, das Spiel ist komplett (bis auf die Mitte der Decodier-Scheibe) aus Pappe hergestellt, dennoch wird jede Menge Müll produziert. Das tut schon weh, ist ökölogisch trotz Pappe grenzwertig. Hier wäre es wirklich wünschenswert, wenn Kosmos sich da Alternativen zur Zerstörung der Materialien einfallen läßt. Die Möglichkeit, nur die zerstörten Teile nachzukaufen zum Beispiel. Oder Downloads derselben. Wir haben uns überlegt, die fraglichen Teile beim nächsten Mal vorher zu kopieren. 

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