Wer ist schneller. Mensch oder Tier? Laufstrecke im Dynamikum

Ausflugstipp: Dynamikum Primasens

Das Dynamikum Science Center in Pirmasens stand schon lange auf unserem Ausflugsplan. Da es von Mainz aus aber auch nicht wirklich um die Ecke ist, sondern gut 120 km entfernt, hat es sich immer wieder verschoben. Schließlich machten wir uns auf die Reise, stellten erfreut fest, dass das Dynamikum weitreichend ausgeschildert ist. Der Weg zum Eingang selbst war dann aber eher zu erraten, denn im Gebäude ist er nicht mehr gekennzeichnet. 

Im Innenhof, noch vor Betreten des Mitmach-Museums, trifft man auf ein riesiges Foucaultsches Pendel. Das läßt sich aus verschiedenen Blickwinkeln betrachten, denn der Weg zum Museum führt barrierefrei eine langgezogene Rampe hoch. Der Eintritt kostete uns als Familie 23,- Euro (gilt für zwei Erwachsene und ein Kind). Jeder bekam ein Papierband um den Arm und los ging’s.

Doch halt, was ist das Dynamikum denn eigentlich? Ein naturwissensschaftliches Museum, Schwerpunkt Physik und Bewegung. Oder nein, der Begriff „Museum“ führt in eine völlig falsche Richtung. Science Center – ein Museum zum Mitmachen. Ausschließlich zum Mitmachen. Steht man einfach nur da und guckt sich etwas an, passiert nämlich nichts. Es sei denn, man beobachtet andere Besucher bei ihren Aktivitäten. 


Drehscheibe im Eingangsbereich DynamikumSchon im großzügigen Vorraum mit Garderobe, Schließfächern und Toiletten steht das erste Exponat, direkt eines, welches eigenen Einsatz erfordert. Eine große Scheibe die Schwung braucht, um sich auf und ab zu drehen. Ausprobiert, Sachen im Schließfach verstaut und auf in die zweistöckige Ausstellung mit rund 160 Ausstellungstücken. Pirmasens ist Schuhstadt, das Dynamikum befindet sich im Gebäude einer ehemaligen Schuhfabrik, deswegen findet man hier auch einige Exponate, die durch Schuhe in Szene gesetzt werden. Ein wenig Pirmasenser Geschichte wird dadurch auch nebenbei vermittelt. Das durch die ganze Ausstellung führende „Laufband“ reizte mich immer wieder dazu, „verbotenes“ zu tun und darauf entlangzulaufen, was aber schon durch seine Schleifenart unmöglich war.  An jeder Station gibt es eine Hinweistafel in Deutsch, Englisch und Französisch, die erklärt, was die Besucher hier tun müssen, was passiert und warum das so ist. In einfachen, auch für jüngere Besucher verständlichen Worten. Manches Mal hätte ich mir gewünscht, dass das dazugehörige Gesetz namentlich genannt wird, um mein längst verdrängtes Schulwissen zu reaktivieren. Andere würde das vielleicht eher verschrecken. So bekommt man das Wissen ganz unauffällig verpackt „untergeschoben“. 

Es geht in 8 Themenbreichen um’s Bewegen. Im unteren Bereich um „Etwas bewegen“ mit Der Antritt, Bewegte Masse, Der Dreh und Bewegungsmaschinen. Beim Antritt kann man gleich mal ausprobieren, wie man mit Pedalkraft ein Luftkissen-Fahrzeug unter sich aufpumpen und dann schieben lassen kann. Wie ist das dabei mit der Reibung? Oder welchen Effekt haben unterschiedliche Materialen auf die Haftung? Das läßt sich mit Schuhformen herausfinden, die auf eine Platte gestellt werden, welche die Besucher hochkurbeln können. Welches Material rutscht als erstes weg und welches hält die stärkste Neigung aus?Reibungsexperiment im Dynamikum

Wie ist das mit der Energieübertragung? Das kann man zum Beispiel an einer Partnerschaukel ausprobieren. Oder auch daran, welchen Sandsack man am einfachsten hochziehen kann. Den, an dem es nur eine Umlenkung im Seil gibt, oder den mit dreien? Wie verteilt man sich auf einer Wippe, dass man mit seinem Gegenüber auch bei unterschiedlichem Körpergewicht im Gleichgewicht ist?

drehende Kreisel im DynamikumWie drehen sich Kreisel, wie bekommt man Ringe dazu, sich auf der Stelle zu drehen? Am Ende der ersten Etage dann ein klassisches Experiment. Wo rollt eine Kugel schneller runter – die gerade Bahn und die geschwungene? Wunderbare Idee im Science Center: Direkt danach kommt die Treppe ins nächste Stockwerk und von da können die Kinder das Experiment am eigenen Körper nachvollziehen. Mit Rutschen. Eine gerade, eine gebogen. 

Erklärschild Dynamikum Kugelbahnen und Rutsche

An der Treppe oben ist auch die Cafeteria. Moderate, familienfreundliche Preise, von Auswahl und Geschmack her allerdings weniger empfehlenswert. Besser selber etwas zu Essen mitbringen, das darf dort auch verzehrt werden. Im oberen Bereich geht es dann um „Sich Bewegen“, mit den 4 Abschnitten Die schnelle Natur, Menschenkräfte, Denken in Bewegung und Der Tanz der Welt. Ein großer Wald voller Spuren ist hier aufgebaut, weniger zum Mitmachen, mehr zum Gucken. Der einzige passivere Bereich im Dynamikum.

Ausstellungsfläche tierische Naturgesetze

Dann geht es daran, sich selbst zu bewegen. Auf einem Fahrrad zum Beispiel, das mit einem Skelett im Schaukasten daneben verbunden ist, welches die eigenen Bewegungen mitmacht. Sehr beliebt bei den Kindern ist die Rennstrecke. Hier standen sie Schlange. Wer ist schneller: Du oder das Tier? Es galt ein Wettrennen gegen ein virtuell dargestelltes Tier zu gewinnen. Töchterchen hatte gegen das Känguru natürlich keine Chance. Anhand einer Zeitline wird anschließend auch angezeigt, wer wie schnell und Bewegung kam. Die Besucher können ihre Reaktionsschnelligkeit an mehreren Exponaten testen, sehen, wie sie am Bildschirm vorgeschriebene Kurven durch vor und zurücklaufen nachgehen können (oder auch nicht…). 

Im oberen Stockwerk ist auch der Kobelbereich, denn „Bewegung beginnt im Kopf“. Wer wie wir schon mal im Mathematikum in Gießen war (zu unserem Ausflugstipp), wird hier wenig Neues entdecken, die Zusammenarbeit zwischen den beiden Museen ist unübersehbar. Dennoch macht das Knobeln wieder Spaß. Pyramiden bauen, Scheiben der Größe nach ordnen durch umsortieren, Puzzle lösen und und und. Töchterchen und Olaf berichteten, dass es nicht ähnliche Exponate im Mathematikum in Dresden gibt, sondern sie einige auch aus dem Universum in Bremen (zu unserem Ausflugstipp) kennen. Aber das ist ja nun wirklich am anderen Ende des Landes.

Dreiecke ausbalancieren Dynamikum

Interessant auch, welche Auswirkung Musik auf den Körper hat. Wie er zwangsweise in Bewegung gerät. Ja, auch um Musik und Töne geht es natürlich im Science Center. Die Gesetze der Mechanik werden mit eigener Kraft herausgefunden. Springen, heben, Kräftemessen. Wie ist das mit der Kraft der Gedanken? Das läßt sich an einem Spiel herausfinden.

Ich war überrascht, wie gut sich die Besucher, derer an einem Ferientag im Winter nicht wenige da waren, in der Ausstellung verteilten. Früher oder später kam man überall zum Zuge, warten brauchten wir nie lange. Das Dynamikum hat im benachbarten Park auch noch einige Stationen verteilt, das Wetter war aber wirklich so kalt und miserabel, dass ein Aufenthalt draußen indiskutabel war. Für Besucher ab 14 Jahren (leider erst…) gibt es „Die Akte Dynamikum“, eine Spurensuche im Escape Room Format in einem extra Raum. Sonderaussstellungen, Ferienprogramm und Kindergeburtstage werden natürlich auch angeboten. Nicht ganz so alltäglich ist der Seniorennachmittag

Fazit:

Die Gesetze der Physik und anderer Naturwissenschaften werden im Dynamikum Science Center mit viel Spaß vermittelt. Ganz ohne dass der für viele gewohnte Schulgruselabwehreffekt eintritt. Man sieht alle Generationen eifrig ausprobieren. Vom Kindergartenkind bis zu seinen Großeltern. Einzig für den ein oder anderen Teenager ist es vielleicht etwas langweilig, der Aufbau spricht doch vor allem die eher jüngeren Kinder an. Der Besuch lohnt sich auf jeden Fall für alle, die Spaß am Entdecken, Forschen, selbst aktiv werden und Knobeln haben. Nebenbei wird an diversen Stationen auch für Bewegung der Kinder gesorgt, die lernen hier nicht nur etwas, sondern können sich auch noch ein wenig austoben. 

Daten

Dynamikum Science Center Pirmasens
Im Rheinberger
Fröhnstraße 8
66954 Pirmasens

Die Facebook-Seite des Dynamikums (https://www.facebook.com/dynamikum/)

Dynamikum bei Twitter (https://twitter.com/dynamikum)

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