Liliane Susewind: Mit Elefanten spricht man nicht

Liliane Susewind: Mit Elefanten spricht man nicht

Tanja Stewner
Liliane Susewind: Mit Elefanten spricht man nicht

Liliane Susewind ist ein besonderes Mädchen. Irgendwie geriet mir dieses Buch auf die Amazon-Bestellliste in der Meinung, es wäre ein Bilderbuch. Oder zumindest ein reichlich bebildertes Lesebuch. Ich ignorierte auch die Altersangabe von 8-10 Jahren, das allerdings bewußt. Mir schien aber die Inhaltsangabe ziemlich passend für Frau Wirbelwind. Also landete „Liliane Susewind: Mit Elefanten spricht man nicht“ von Tanja Stewner bei uns zu Hause.

Frau Wirbelwind ließ sich nicht von dem vielen Text abschrecken, auch nicht davon, dass in dem Buch nur alle paar Seiten mal ein Schwarz-Weiß-Bild auftauchen. Das hieß, ich mußte vorlesen. Und erlebte eine Überraschung. Ich hatte selber ernsthafte Zweifel, ob ein Buch für 8jährige für eine 5jährige schon geeignet ist, gerade weil es viel mit dem Schulalltag zu tun hat. Liliane Susewind ist ein wundervolles Buch. Nicht nur für Kinder. Denn Lilli kann etwas, was wohl so ziemlich jeder schon mal können wollte: Mit Tieren sprechen. Aber wer nun denkt, das sei einfach nur toll, der hat sich getäuscht. Für Lilli ist das ein Riesenproblem. Sie ist die klassische Außenseiterin. Auch ihr bester Freund Jesajah hält zunächst nur heimlich zu ihr. Jesajah ist selbst nicht so ganz in der Norm, er ist hochbegabt. Das hält er jedoch geschickt geheim, ist in der Schule nur Mittelmaß und der beliebteste Schüler seiner Klasse.

Das vereint Lilli und Jesajah: Beide haben ein Geheimnis.

Und das Überraschende für beide daran ist: Der jeweils andere wundert sich, warum der andere sein Geheimnis für sich behält. Lilli ist wegen ihrer Besonderheit (nebenbei bringt sie um sich rum mit einem Lachen auch noch alle Pflanzen zum sofortigen Erblühen) mit ihren Eltern schon dreimal umgezogen, hat mehrfach die Schule gewechselt. Sobald andere was mitbekamen, hatten sie Angst vor ihr. Jesajah fragt sie dann vollkommen überrascht: „Hat es noch nie jemand schön gefunden?“ So werden die Zwei quasi zu Verbündeten. Jeder hütet das Geheimnis des anderen. Während Lilli ständig einsam herumsitzt und von ihrer fiesen Mitschülerin Trixi und ihren Anhängerinnen regelmäßig fertiggemacht wird, steht Jesajah stets im Mittelpunkt der Beliebtheit. Er hat Angst, dass er auch zum Außenseiter wird, wenn die Mitschüler herausfinden, dass er hochbegabt ist und in seiner Freizeit Goethe liest.

Eines Tages macht die Klasse einen Ausflug in den Zoo. Lilli wollte eigentlich schwänzen, wird aber von ihrem Lehrer beim Gassi-gehen mit ihrem Hund entdeckt und muß mit. Jesajah rät ihr, sich am Ende zu halten, damit den Mitschülern nicht auffällt, wie sich die Tiere verhalten, sobald sie Lili erblicken. Die Elefantin im Zoo leidet unter Wutanfällen. Lilli findet heraus, dass sie in Wahrheit unglaubliche Ohrenschmerzen hat. Die Rettung von Marta schweißt Lilli und Jesajah zusammen, am Ende müssen beide ihr Geheimnis lüften. Mehr sag ich jetzt besser nicht.

Die Geschichte von Lilli und Jesajah lehrt zunächst mal eines: Zusammenhalt macht stark. Zusammen kann man viele Hürden überwinden und wenn man zusammenhält, hilft man sich gegenseitig. Auch wenn man nicht ganz der Norm entspricht, kann man Freunde haben, beliebt sein, wenn man zu sich selbst und seinen Fähigkeiten steht. Dass man dann auch die vermeintlich Stärkeren überwinden kann.

Fazit:

Frau Wirbelwind ist begeistert von Liliane und ich irgendwie auch. Immer wieder muß ich es vorlesen. Immer wieder gibt es etwas zu Lachen, immer wieder diskutieren wir über die eine oder andere Stelle. Wenn die Entrüstung über Trixi und ihre Gang mal wieder überkocht, wenn Lilianes Hund Bonsai und Jesajahs Katze Frau von Schmidt ein amüsantes Pärchen abgeben zum Beispiel. Mittlerweile hat auch der zweite Band „Tiger küssen keine Löwen“ bei uns Einzug gehalten und Band 3 steht ganz fest auf der Wunschliste. Ein lustiges, trotz Lillis ungewöhlicher Fähigkeiten ein sehr lebensnahes und realistisches Buch, was zum Lachen und auch zum Nachdenken anregt, was vielleicht auch Mut macht. Auch schon für eine fünfjährige, die nur alle naslang mal nachfragt, wenn sie die verwendeten Wörter noch nicht kennt. dann muß ich aber auch ganz schnell weiterlesen und am besten vor Ende des Buches nicht wieder aufhören.