gestapelte Bücher

Gedanken: Kinder- und Jugend-Buchbewertungen

Sie geistert schon eine ganze Weile in meinem Kopf herum: Die Frage nach dem Wert von Buchbewertungen zu Kinder- und Jugendbüchern. Buchbewertungen wie sie zum Beispiel bei Amazon zu Hauf abgegeben werden. In denen Eltern oder auch Großeltern, Tanten, Onkel etc. über die Bücher schreiben, die die Kinder gelesen haben, bzw. sogar erst lesen sollen. Oder die ihnen vorgelesen wurden. Wie oft liest man da: „Mir gefiel das Buch sehr gut (…), mein Enkel wird sich sicher darüber freuen.“ Ja, nun. Erwachsenensicht. Immer wieder, überall vor allem bei den Kinderbüchern. Erstaunlich selten im Verhältnis steht dann auch mal eine Bewertung da, in der die Reaktion der Zielgruppe, nämlich der Kinder und auch Jugendlichen erwähnt wird.

Wir schreiben hier auch über Kinder- und Jugendbücher. Aber immer nur über die, die wir unserer Tochter vorgelesen haben. Immer nur unter Berücksichtigung dessen, was sie dazu gesagt hat, wie sie reagiert hat. Es kam auch schon vor, dass ein Beitrag zu einem Buch nicht geschrieben wurde, weil ich nicht wußte, wie ich über das Buch schreiben soll, weil Töchterchens Meinung nicht so richtig greifbar war.

Es ist nunmal so, dass Erwachsene oft eine andere Sicht auf ein Buch haben, als die Kinder und Jugendlichen. Es anders empfinden. Ein Kinderbuch, welches ich toll fand vorzulesen, kann bei meiner Tochter durchaus durchgefallen sein, umgekehrt genauso. Klar, auch wir sind nur Einzelpersonen mit subjektiven Meinungen. Dennoch ist da oft eine Diskrepanz in der Wahrnehmung zwischen Erwachsenen und Kindern.
Mir fiel es kürzlich besonders auf, als Töchterchen „Anders“ von Joachim Steinhöfel im Deutschunterricht lesen mußte. Ich hatte schon oft überlegt, ihr dieses Buch zu kaufen, wurde es doch so hochgelobt. „Poetisch geschrieben“, „tolles Thema“ „sensibel dargestellt“ ist dazu zu lesen. Ich war dann froh, dass ich es nicht getan habe. Töchterchen hat es in der Luft zerrissen. „Ja, tolles Thema, da hätte man echt was draus machen können, aber der macht das so, wie er es schreibt total kaputt“, lautet ihre Reaktion. Auch bei ihren Freundinnen kam „Anders“ nicht wirklich gut an, um es freundlich zu formulieren. Sie hat mir da einiges um die Ohren geworfen, was weit fundierter war, als die ganzen Bewertungen, die ich eben bei Amazon las. Daraufhin machte ich mir die Mühe, diese Meinungen durchzulesen. Zu gucken wer die geschrieben hatte. Erwachsene, fast alles Erwachsene. Dazwischen ein paar sehr wenige Meinungen von Jugendlichen und siehe da – die waren überwiegend auch eher weniger begeistert.

Immerhin gibt es inzwischen gerade bei Jugendbüchern auch immer öfter Jugendliche die ihre Meinung auch bei den bekannten Anlaufstellen für Buchkäufe kundtun, so dass der Fokus sich da ein wenig verschiebt. Lesebegeisterte Jugendliche findet man eher bei Lovelybooks und Co., aber – wer von den erwachsenen Käufern, die eine Buchmeinung wollen und selbst nicht Mitglied dieser Lesegemeinschaften sind, guckt da rein? Wie oft geht es auch da um eine Inhaltswiedergabe und nur im Nebensatz darum, wie das Buch gefiel, selten gar um Dinge wie Schreibstil, Lesbarkeit und Co.? Dann gibt es noch die vielen BuchbloggerInnen, die die Bücher wirklich lesen und viele davon sitzen dann oft lange an den ausgearbeiteten und schön aufbereiteten Rezensionen. Nur – leider machen sich die wenigstens „ich brauch mal schnell ein Buchgeschenk“-Käufer die Mühe wirklich nach einem konkreten Buch selbst zu suchen und landen dann bei Buchrezensionen von der eigentlichen Zielgruppe.

Anderes Beispiel: Ich hatte mir neulich „Brennendes Wasser“ von Andreas Eschbach aus Töchterchens Bücherregal geliehen. Wollte dann darüber bloggen – und ließ es. Denn mir fehlt ihre Meinung, das Empfinden der Zielgruppe. Das, was ich an dem Buch zu bemängeln hatte, da mußte ich mich ernsthaft fragen, ob das für die Leser, für die es geschrieben wurde auch so ankommt. Ich habe Zweifel, ich habe als Erwachsene einen ganz anderen Anspruch an einen Thriller, der aber sicher für ein Jugendbuch nicht gerechtfertigt ist. Ich stellte fest: Nein, ich kann da nichts zu schreiben. Ich würde dem Buch damit nicht gerecht werden. Aber genau das ist es, was vor allem mit Kinderbüchern passiert. Sie werden öffentlich von Erwachsenen bewertet, andere Erwachsene kaufen Bücher aufgrund von deren Empfehlungen, ohne es zu hinterfragen. Dann hält man halt mal ein Buch in den Händen, welches beim Großteil der Zielgruppe gar nicht so gut ankommt, weil man auf die Erwachsenenmeinung setzt.

Mir gibt das ein wenig zu denken…

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