Collage aus Buchmessenfotos

Gedanken im Vorfeld der Frankfurter Buchmesse

Es ist wieder soweit: Die Frankfurter Buchmesse öffnet ihre Tore. Das erste Mal gingen wir noch ganz unvorbereitet hin. Wobei – unvorbereitet stimmt nicht. Wir haben uns ganz bewußt dafür entschieden, nichts zu planen und uns unvoreingenommen umzusehen. Jetzt waren wir schon einige Male zu Gast bei der Buchmesse. Nein, hier kommt jetzt nicht der 1000. Messeguide, was ziehe ich an, wie bereite ich mich vor etc.

Wir werden dieses Jahr wieder als Blogger an den Fachbesuchertagen auf dem Messegelände rumlaufen (zur generellen Akkreditierung von Bloggern als Journalisten sag ich besser nichts…). Ein Segen für mich, die ich ein massives Problem mit Menschenmassen habe. Wovon es auch da schon mehr als genug gibt, aber eben weniger als am Wochenende. Noch dazu ist die Buchmesse dieses Jahr während der rheinland-pfälzischen Herbstferien, das heißt, Töchterchen kann auch in der Woche mit und sich bei Bedarf mehrere Tage umsehen. Die Eintrittskarten sind ausgedruckt, ich schwanke zwischen Vorfreude und Grauen. Gut für mich ist, dass wir eben schon mehrfach da waren und somit eine gewisse Routine haben und uns ein wenig auf dem Gelände auskennen. Das senkt den Streßfaktor etwas.

Zur Vorbereitung lud ich mir die Buchmessen-App runter. Veranstaltungen verwalten. Tja, das war wohl nichts. Die App kann direkt wieder weg. Einloggen nur über Linked In. Das geht ja nun gar nicht, liebe Buchmesse! Ich habe mir schon auf der Webseite Veranstaltungen rausgesucht, auf die ich jetzt nicht zugreifen kann, mobil. Ach, die Webseite selbst kann ich mit ausreichendem Datenvolumen oder im nicht vorhandenen WLAN jederzeit und überall auf dem Messegelände aufrufen? Nun, die Webseite ist nicht responsive. Die ist mobil sowas von unübersichtlich und unbrauchbar, das geht in dem Gewusel auch gar nicht. Einerseits sind die Veranstalter in den sozialen Netzwerken aktiv, Blogger werden akkreditiert etc. Und andererseits vergißt (?) man so wichtige, alltägliche Dinge wie überall verfügbares WLAN, eine funktionierende App und eine mobil nutzbare Webseite. Verstehe ich nicht, sorry. Wir werden also die ausgewählten Veranstaltungen ausdrucken und Totholz verschwenden.

Dann ist da das Thema Sicherheit. Taschenkontrolle am Eingang, mit Wartezeit ist zu rechnen. Versteht sich heutzutage eigentlich von selbst, leider. Aber gut, dass im Vorfeld auf allen Kanälen darauf hingewiesen wird. Man bittet u.a. auch darum, möglichst auf Rollkoffer zu verzichten. Ich bin froh, dass wir sowas nicht benötigen und uns nicht einschränken müssen. Ich bin aber auch froh, dass dadurch vielleicht wirklich der ein oder andere Rollkoffer zu Hause bleibt und es damit die ein oder andere Stolperfalle weniger gibt. Denn mal ehrlich – die Dinger sind nur für die Leute praktisch, die sie (aus meist guten Gründen) mit sich rumschleppen. Für alle anderen Besucher sind Rollkoffer nervig und ein Ärgerniß. Ständig muss man aufpassen, nicht an so einem Ding hängen zu bleiben, die ohnehin engen Wege sind häufig versperrt. Wenn da noch jemand mit einem Rollstuhl dran vorbei will, ist der Stau vorprogrammiert.

Aprospos Rollstuhl, es gibt dieses Jahr eine Forschungskooperation zwischen der TU Darmstadt und der Frankfurter Buchmesse zum Thema „Verbesserte Zugänglichkeit und Nutzbarkeit durch den Abbau räumlicher Barrieren“.  Dringend notwendig, wie ich finde. Es ist einfach eng und immer wieder werden Rollstuhlfahrer übersehen oder behindert, zum Beispiel weil auch an den Ständen immer wieder Hürden zu überwinden sind. Aber es geht auch um Verbesserung für Menschen mit Sehbehinderung und Familien mit Kindern.

Verlagsprogramme und Leseproben

Wir sind gespannt auf die neuen (Hör-)Bücher, die es zu entdecken gibt. Neugierig auf das, was sich vielleicht im Bildungsbereich tut. Gespannt, ob wir es schaffen, wenigstens ein paar der ausgesuchten Veranstaltungen zu besuchen, ohne den Faden zu verlieren. Beobachten, uns umsehen, Eindrücke sammeln. Was ich gar nicht kann, ist auf den Ständen auf Mitarbeiter zustürmen und sie mit Fragen löchern. Selbst, wenn mich etwas interessiert, wenn ich etwas wissen möchte, dann bin ich doch meist zu unsicher und verschwinde still wieder. Das ist oftmals doof, aber ich halte uns und unser Blog nun auch nicht für den Nabel der Internetwelt, dass ich mich da groß hervortue. Dennoch hatten wir immer wieder nette Gespräche bisher, zumindest bei den kleinen Verlagen. Da spricht man eben uns an. So erhielten wir auch höchst überrascht vor vielen Jahren von Dorothea Flechsig beim Glückschuh Verlag unser erstes Rezensionsexemplar überhaupt: Petronella Glückschuh. Heute ist es ja schon Alltag, dass auch Blogger Rezensionsexemplare von Verlagen erhalten. Aber das ist nochmal ein gesondertes Thema. Für Petronella und Sandor, die Fledermaus ist Töchterchen mittlerweile zu alt, dennoch werden wir auch dieses Jahr sicher wieder beim Glückschuh Verlag anhalten. Genau wie beim Südpol Verlag, deren Zipfelmaus-Bücher uns viel Freude bereitet haben und deren Verlagsprogramm von Jahr zu Jahr erfreulich wächst. Auch für die Schwarze Pfote vom Tulipan Verlag ist sie mittlerweile zu alt. Um ein paar Beispiele liebgewonnener Verlage zu nennen. Das erfüllt mich ein wenig mit Wehmut. Letztes Jahr erfolgte bei uns der Wechsel vom Kinder- zum Jugendbuch, wobei wir dann zum Beispiel auch Oliver Schlick und seine Miranda Lux entdeckten (und knapp 100 andere interessante Bücher…). Dieses Jahr werden wir auf jeden Fall beim Fischer Verlag anhalten müssen, Liliane Susewind ist immer noch aktuell und vor allem wird Töchterchen nach Kerstin Giers Wolkenschloß gucken wollen, dem Silber-Hype ist sie auch nach der letzten Buchmesse erlegen.
Jedes Jahr können wir nur empfehlen, besonders bei den kleinen Ständen ohne aufwändiges Messedesign anzuhalten. Dort findet man so oft Perlen im Buchuniversum, die einem in den Buchhandlungen verborgen bleiben. Denn die kleinen Verlage haben eben nicht das Geld in der Hinterhand für großes Merchandising.

Selfpublishing und eBooks werden immer mehr Thema. Mal sehen, was es hier Neues gibt, und wie ist das in Sachen Schule? Was machen die etablierten Schulbuchverlage in Richtung Zukunft (andere haben im deutschen Bildungssystem ja gar keine Chance)? Was gibt es außer Büchern noch zu entdecken? Wie weit ist es mit der Verzahnung zwischen Büchern und anderen Medien? Nur zum Beispiel: Ars Edition hat aktuell eine Buch-Reihe zum Spiel Das magische Labyrinth herausgebracht. Oder verlagsintern wächst die TipToi Welt von Ravensburger immer weiter. Beides eher für jüngere Kinder, aber was gibt es zu dem Thema für Jugendliche oder gar Erwachsene?

Unbedingt Zeit freischaufeln möchte ich mir für den Orbanism Space in Halle 4.1. mit diversen interessanten Veranstaltungen. Wenn wir es am Sonntag nochmal nach Frankfurt schaffen, gibt es auch einige Lesungen für Töchterchen. Das allgemeine „Autoren-Sightseeing“ liegt uns nicht so, in die Schlangen werden wir uns nicht einreihen. Das hat nichts mit den Autoren zu tun, ist klar, oder? Sind tolle Menschen dabei, mit denen ich durchaus gerne mal  in Ruhe das eine oder andere Wort wechseln würde, die oftmals verdammt wenig Geld dafür bekommen, dass sie uns schöne Lesestunden bereiten und mit ihren Geschichten unser Leben bereichern und oft auch unseren Horizont erweitern. Oft frage ich mich, ob die nicht so gehypten Autoren mit kleinerer Auflage von dieser Arbeit leben können…
Dann ist da ja auch noch das diesjährige Gastland Frankreich, was besonders für Töchterchen interessant ist. Ich bin gespannt, ob sie sich vielleicht sogar in ein französischsprachiges Buch verguckt, wenn es ein einfach zu lesendes gibt. In dem Zusammenhang sollten wir auch bei bi:libri vorbeigucken, was es neues an zweisprachigen (Kinder-)büchern gibt.

Während der Buchmesse werden wir twittern und sicher auch auf unserer Facebook-Seite berichten. Hier im Blog werden wir dann wie jedes Jahr zusammenfassen, was immer uns an Themen begegnete oder auffiel. Wir werden mit offenen Augen durch die Hallen gehen, und auch mal gucken, was aus alten Themen wie dem Gendering oder den Sachbüchern geworden ist. Vor allem werden wir aber Töchterchen mit gezückten Kameras hinterherlaufen, um all ihre Neuentdeckungen für den Wunschzettel zu fotografieren. Jetzt überlege ich erstmal, ob ich für den Fall der Fälle doch noch Visitenkarten für uns anfertige.

Eines ist jedoch jetzt schon sicher: Am Ende stehen wir da mit ca. 100 Buchwünschen und fragen uns, wie und wann wir in einem Alltag mit Arbeit und Ganztagsschule auch nur einen Bruchteil der Neuentdeckungen lesen sollen und welche Bücher dann doch wieder ungelesen bleiben.